[Name eingeworfen]
Auch wenn der 13. Mai noch nicht so lange her ist...Ist alles noch voll aktuell (10.Juni) und so! #Sicherheitgehtvor
Er hatte den Gemeinschaftsraum der Hufflepuffs hinter sich gelassen, war rasch durch die Korridore geschritten, um schließlich die Eingangshalle zu durchqueren und sich leise in die Große Halle zu stehlen. Unterwegs begegnete ihm niemand außer dem fetten Mönch, der leise vor sich hin summte und dabei mit dem Kopf wippte. In der Halle selbst herrschte Stille. Die vier Haustische waren unbesetzt, genau wie der Lehrertisch und dort oben, weit über seinem Kopf, zeigte die verzauberte Decke einen bewölkten Himmel, der im sanften Licht der Morgendämmerung grau vor sich hin schimmerte. Seine Schritte hallten von den steinernen Wänden wieder, als er langsam nach vorne schlenderte, geradewegs auf ihn zu. Alfred blieb direkt vor dem Kelch stehen und betrachtete die blauweißen Flammen, die sich in seinen Brillengläsern spiegelten.
Seit man den Feuerkelch vor so vielen Wochen aufgebaut hatte, war kein Tag vergangen, an dem er ihm keinen flüchtigen Blick zugeworfen hatte. Seine Freunde waren, einer nach dem anderen, an ihm vorbeispaziert, um ihre Namen einzuwerfen und sich ins Spiel zu bringen. Und war es nicht genau das? Zumindest für johlende und klatschende Zuschauer, die sich unbeteiligt zurücklehnen und dem Verlauf des Turniers folgen konnten. Für ihn war es bisher nur eine nervenaufreibende Veranstaltung gewesen, bei der er immer wieder auf's Neue um die Gesundheit der Leute bangen musste, die ihm am wichtigsten waren. Nicht Scipio Rosier. Wäre der Gryffindor im Wald zurückgeblieben, hätte sich Alfred dazu bereit erklärt, eine kleine Party zu schmeißen. Nein, es waren Menschen wie Julia, Byron oder Garrick gewesen – dass Scott sich zurechtfinden würde, war Alfred von Anfang an klar gewesen, immerhin scheuchte sie der Kapitän der Dachse mehrmals in der Woche um das Quidditchfeld und das bei Wind und Wetter. Wenn überhaupt, dann hätte man die Waldbewohner vor ihm warnen müssen – die ihm Kopfschmerzen bereitet hatten. Die Aufgaben, vor die man die Champions stellte, waren kein Zuckerschlecken. Das hatte auch der Rest der Schule während einer (mal wieder von Geistesblitzen gespickten) Stunde Verteidigung gegen die dunklen Künste, herausfinden dürfen. Geendet hatte sie für Alfred damit, dass er sich auf den Boden gekauert hatte, während ein monströses Spinnenvieh auf seinem Rücken herum gekrabbelt war. Nicht gerade eine Glanzleistung. Doch zumindest war er nicht der einzige Angsthase gewesen, denn Garrick mochte vielleicht seinen Namen eingeworfen haben, aber wer hätte schon damit gerechnet, dass der Kelch ihn auswählen würde? Richtig, niemand. Bis... Nun, bis es eben doch geschehen war und man einen seiner besten Freunde in die zweite Runde des Trimagischen Turniers geschickt hatte. Ein Freund, der genauso schlechte Leistungen brachte wie er. Ein Freund, der ein noch größeres Nervenbündel war als er. Ein Freund, der sich andauernd über dieses und jenes beschwerte. Während sich Alfred noch vor Beginn der zweiten Aufgabe Sorgen gemacht hatte, waren diese Gefühle in den Tagen danach in etwas anderes, etwas sehr viel Hässlicheres umgeschlagen. Tatsächlich hatte er sich dabei erwischt, wie er mit leiser Schadenfreude die blauen Flecken des anderen betrachtet hatte und sich gleichzeitig vorstellte, wie es wohl gewesen wäre, wenn er selbst es aus dem Wald geschafft hätte.
Du hättest es besser gemacht als Garrick. Hätte er wirklich? Gab es nicht nur einen einzigen Weg, um das herauszufinden? Und sollte es wirklich Jamie sein, diese exzentrische Ravenclaw, die ihn bei seinem Vorhaben unterstütze? Stärkungstrank, lautete das Zauberwort der selbst ernannten Expertin in Sachen Zaubertränke und sie hatte Recht behalten. Normalerweise war er nur Alfred; nervös und peinlich Bedacht darauf sich nicht in Schwierigkeiten zu bringen. In den letzten Tagen dagegen, war er von seinen immerzu flatternden Nerven befreit worden, die Mixtur hatte ihn klare Gedanken fassen und schließlich eine Entscheidung fällen lassen. Er würde seinen Namen einwerfen. Genau wie die zierliche Ruby Jensen, die immer rot anlief, wenn er mit ihr sprach (Huh?) oder der kleine Kampfgnom Davina McDonald (Wer hatte die eigentlich von der Leine gelassen?). Und selbst wenn er keiner der Champions werden würde, hatte er zumindest bewiesen, dass er konnte, wenn er denn wollte.
Langsam hob Alfred die Hand, in der er einen kleinen Fetzen Papier umklammert hielt, zögerte jedoch einen Moment lang. Wenn man nun doch seinen Namen ziehen sollte? Dann würde er sich beweisen können, einem selbstgefälligen Löwen die Arroganz aus dem Gesicht wischen und einen langen Brief an Brooke Hutton schreiben, deren riesige Vögel manchmal zwischen den Posteulen angeflattert kamen, um ihm eine Nachricht zu überbringen. Oh und wie er ihren Nachrichten entgegenfieberte! Freudig und ängstlich zugleich, weil sie sich im weit entfernten Afrika einlebte und er bestimmt eines Tages von jemandem lesen würde, den sie kennengelernt hatte. Jemand der älter war als er und vermutlich auch noch viel besser aussah. Aber ganz bestimmt niemand, der seinen Namen in den Feuerkelch geworfen hat, dachte er mit grimmiger Entschlossenheit und schnippte das Stück Papier in die züngelnden Flammen.